Nachwuchsautor Lukas Rietzschel diskutiert mit Schülern der GSS über seinen Erstlingsroman

LEUTKIRCH – Anlässlich der diesjährigen Autorenlesung am Mittwoch, den 10. April 2019, bekamen zahlreiche Schülerinnen und Schüler der GSS die Gelegenheit, einen aktuellen Autor deutschsprachiger Literatur, Lukas Rietzschel, hautnah zu erleben. Der 25-Jährige sprach vor den Schülerinnen und Schülern der 11. und 12. Klassen des Beruflichen Gymnasiums über seinen Debütroman „Mit der Faust in die Welt schlagen“.

Nachdem er am Vorabend bereits in der Stadtbücherei eine Lesung abgehalten hatte, war Lukas Rietzschel am Mittwochmorgen in die GSS geladen. Dort referierte er in der Aula über seinen 2018 erschienenen Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“, der in Ostsachsen spielt und die Geschichte eines ostdeutschen Brüderpaars erzählt, von dem sich am Ende einer nach rechts radikalisiert. In einer an den Vortrag anschließenden Diskussionsrunde stellte sich der Jung-Autor schließlich den Fragen ausgewählter Schülerinnen und Schüler. Dabei gewährte Lukas Rietzschel nicht nur eine genauere Einsicht in sein literarisches Schaffen, sondern gab den jungen Zuschauern auch auf eine ungezwungene, teils humorvolle Art und Weise kleine Einblicke in sein Privatleben. So war es für die Schülerinnen und Schüler in jedem Fall interessant zu erfahren, dass der Schriftsteller nicht von vornherein ein Faible für Bücher hatte und erst über die ersten Liebeskummer-Erfahrungen die Literatur als probates Heil- und Genussmittel für sich entdeckte. Was den Austausch über den Roman anging, so zielte ein Großteil der Schülerfragen  auf die beiden jugendlichen Protagonisten ab, von denen der jüngere zum Ende hin eine rechtsextreme Einstellung verinnerlicht. In diesem Zusammenhang wollten die Diskussionsteilnehmer vor allem die Gründe für die Radikalisierung noch besser nachvollziehen können und befragten den Autor darüber hinaus zu seiner Motivation für die Themenwahl. Dazu erklärte Lukas Rietzschel, dass auch er in seinem Umkreis mit Menschen konfrontiert gewesen sei, die eine Gesinnungsänderung vollzogen hätten. Um letztere besser verstehen zu können, habe er sich dem Sujet angenommen. Und so zeigt er auch dem Leser, dass eine solche Einstellungsänderung immer einen Prozess darstellt – eine Entwicklung, die gefährlich schleichend verläuft und durch Verlusterfahrungen motiviert sein kann. An dieser Stelle bewarb der Jung-Autor die Textsorte des Romans als effektives Vermittlungsmedium, da er von uns verlange, andere Perspektiven einzunehmen – auch solche, die uns nicht gefallen würden – und somit bewusstseinserweiternd wirke. Obgleich er den Leser in eine Geschichte entführt, die die aktuelle politische Zerrissenheit unseres Landes erlebbar macht, so bleibt nach der Lektüre seines Erstlingswerks dennoch kein konkretes politisches Statement zurück. Denn: Lukas Rietzschel möchte  sich auch als Künstler verstanden wissen und zwar als einer, der nicht didaktisch und moralisierend auftritt.

(Text und Fotos: Melanie Fischer)

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